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Die Geschichte von Lienzingen

Lienzingen, Frauenkirche
Lienzingen, Frauenkirche

In unmittelbarer Umgebung von Lienzingen sind Gräberfunde der keltischen Eisenzeit in einer mit großen Wall- und Grabenanlagen befestigten vorgeschichtlichen Höhensiedlung bezeugt, die auf das 7./6. Jahrhundert v. Chr. zurückgehen. Spätestens um das Jahr 90 n. Chr. legten die Römer in unserer Gegend entlang der Verbindungsstraße von Stettfeld nach Cannstatt mehrere Gutshöfe an. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Scherben und ein Relief der Diana überliefert. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts verdrängten die Alemannen die Römer und errichteten eine Siedlung, aus der das heutige Lienzingen hervorgegangen ist. Im Jahre 496 geriet Lienzingen, wie fast das ganze alemannische Gebiet, unter fränkische Herrschaft.

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes als „Leonzingen“ stammt aus dem Jahr 766. Der erste schriftliche Nachweis einer Pfarrkirche in Lienzingen datiert auf das Jahr 1100 und regelt die Übergabe an das Kloster Sinsheim, woraus zu schließen ist, dass die Kirche schon einige Zeit früher existierte.

Bereits im 13./14. Jahrhundert profitierte die Ortschaft von der jetzt zum bedeutenden Handelsplatz Frankfurt führenden alten Römerstraße als Geleitstation in Richtung Knittlingen und wurde nach Norden erweitert. Wegen seiner exponierten Lage erhielt Lienzingen in den Streitigkeiten zwischen der Pfalz und Württemberg um die Oberherrschaft über das Kloster Maulbronn ein Befestigungssystem aus einem umlaufenden Graben, für den die Schmie und der Scherbentalbach umgelegt wurden. Als zusätzlicher Schutz wurde wohl im 15. Jahrhundert die Peterskirche zu einer der bis heute besterhaltenen Kirchenburgen im Land ausgebaut. Außerhalb des Ortsetters errichtete man 1476-1490 auf einem Vorgängerbau die Frauenkirche als Friedhofskapelle. Ihre gleichzeitige Funktion als Wallfahrtskirche verlor sie aber schon bald durch die Reformation. Mehrmals in dieser Zeit wechselten die Herrschaftsverhältnisse, aber schließlich gelangte Lienzingen dauerhaft in württembergischen Besitz. Nach Jahrhunderten der Not und ständig wachsender Unterdrückung durch geistliche und weltliche Herren erhoben sich die Bauern und wurden 1525 von den Fürsten blutig niedergeschlagen. Die seit 1534 in Württemberg erfolgte Auflösung der Klöster traf auch das Kloster Maulbronn (Weltkulturerbe). Doch widersetzte sich der aus Lienzingen stammende letzte Abt Johann IX. einige Zeit erfolgreich diesen Bemühungen und erreichte eine Umsiedlung seiner Mönche in das elsässische Kloster Pairis bei Colmar.

Auch die folgenden Jahrhunderte brachten viele Kriegsnöte, so etwa im Dreißigjährigen Krieg von 1618-1648. Nur wenige Jahrzehnte danach, während des Pfälzischen Erbfolgekriegs, wurde Lienzingen sogar noch stärker durch Plünderungen und Kontributionen in Mitleidenschaft gezogen und im Jahre 1692 nach der Schlacht bei Ötisheim fast vollständig niedergebrannt. Nach den Revolutions- und den napoleonischen Kriegen kehrte jedoch eine längere Phase der Ruhe ein.
Der dörfliche Charakter mit dem fast geschlossenen Scheunengürtel und ohne größere Industrieansiedlungen blieb erhalten, was 2012 zur selten vergebenen Auszeichnung als „Etterdorf“ führte.

Im Zuge der Kommunalreform wurde Lienzingen auf Beschluss des Staatsgerichtshofes im Mai 1975 ein Stadtteil von Mühlacker.
Vorbildliche Sanierungsmaßnahmen galten den Kirchengaden und den schönen Fachwerkhäusern. Das Gasthaus "Nachtwächter" erhielt sogar den Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg. Auf kulturellem Gebiet ragen die Konzerte des "Musikalischen Sommers" in der Frauenkirche hervor. Lienzingen zählt heute rund 2.050 Einwohner.

Das Wappen von Lienzingen

DasWappen von Lienzingen
DasWappen von Lienzingen

Wappenbeschreibung
In rot das goldene (gelbe) Fleckenzeichen in Gestalt eines umgekehrten Großbuchstabens S mit fischschwanzähnlichen Enden.

Flaggenfarben
gelb - rot (gold - rot)

verliehen
27.08.1965