13. Nov 2023
Die Stadt Mühlacker bildet zusammen mit 23 weiteren Kommunen ein Starkregenrisikomanagement.
Das Großprojekt wird durch den Regionalverband Nordschwarzwald koordiniert. Es umfasst eine Fläche von über 1.000 Quadratkilometern, verteilt über drei Landkreise. Die Federführung liegt bei der Stadt Wildberg im Landkreis Calw, welche das Projekt initiiert hat.
Starkregenereignisse werden immer häufiger und in immer mehr Regionen zum Problem. Sie werden daher gesondert von Hochwasserereignissen betrachtet. Gefährlich werden die Wassermassen, wenn sie nicht schnell genug im Erdreich versickern oder über einen Abwasserkanal abgeführt werden können. Schon leichte Hänge reichen dann aus, um eine Sturzflut entstehen zu lassen. In Vertiefungen und Unterführungen kann sich Wasser zudem ansammeln, ebenso auf ebenen Straßen, wenn die Kapazitäten der Kanäle nicht ausreichen.
Drastische Beispiele für die Gefahren durch Starkregen und Sturzfluten waren unter anderem die erschütternden Ereignisse im Ahrtal im Jahr 2021, Braunsbach im Landkreis Schwäbisch Hall 2016 und Bonndorf im Landkreis Waldshut im Jahr 2015. Auch Mühlacker und der Enzkreis kennen die Gefahr von Starkregen nur zu gut: im Dezember 1993, also vor fast genau 30 Jahren, wurden großflächig Teile von Enzberg, Mühlacker, Dürrmenz, Lomersheim und Mühlhausen nach anhaltendem Dauerregen überschwemmt. Das Ereignis verursachte Schäden in Millionenhöhe und gilt heute gemeinhin als Jahrhunderthochwasser.
Das gemeinsame Risikomanagement soll nun Gefahrenpotentiale im Zusammenhang mit Starkregen identifizieren und mögliche Maßnahmen zum Schutz und im Umgang mit solchen Ereignissen liefern. Der bis dato ungewöhnliche Zusammenschluss so vieler Gemeinden zu einem solchen Projekt und die Betrachtung über eine so große Region hinweg bringen dabei mehrere Vorteile: für die Kommunen ergeben sich Synergieeffekte, die Kosten können reduziert werden, der Verwaltungsaufwand sinkt und das Projekt kann zentral koordiniert werden.
Das Starkregenrisikomanagement umfasst drei Phasen: eine Gefährdungsanalyse, eine Risikoanalyse sowie ein Handlungskonzept. In Phase eins wird unter anderem eine Überflutungssimulation durchgeführt und eine Überflutungskarte für drei Szenarien (selten, außergewöhnlich und extrem) angelegt. Im Rahmen der Risikoanalyse wird das Schadenspotential betrachtet, woraus Risikosteckbriefe und -karten entstehen. Über mehrere Workshops werden hier die Bürger sowie Vertreter der jeweiligen Kommunen eingebunden. Aus allen gesammelten Daten entsteht schließlich ein schriftliches Handlungskonzept, inklusive Konzeption baulicher Maßnahmen sowie Alarm- und Einsatzplan. Auch hierzu sind wieder in jeder Verbundskommune Workshops mit Bürgerbeteiligung geplant. Insgesamt soll der Prozess im Sommer 2026 abgeschlossen sein.